Mittwoch, 30. Juni 2010

JUBELANI - Plem-Plem-Land

Günter Grünwald, ein bayerischer Kabarettist mit deutschem Akzent wagte mal zu sagen, dass wir im Plem-Plem-Land leben. Er bezog sich dabei auf komische Kindernamen, idiotische Gesetze und die Verwandlung unserer Sprache. Und sagt ihr euch jetzt. Er hat leider recht. Wir leben im Plem-Plem-Land auch aufgrund der aktuellen Landesentwicklung in Sachen Fußball-WM.
Holen wir einmal die Fußball-WM 2006 in Erinnerung. Deutschland ging in die WM und meinte von sich selbst: Viertelfinale muss diesmal reichen. Weil die DFB-Elf einige Monate für der WM mit 0:4 gegen Italien geschlachtet wurde. Man hatte  sogar Befürchtungen die Vorrunde nicht zu überstehen. Deutschland war in Angst, eine Blamage bei der Heim-WM?  Am Ende wurde es gar nicht so schlimm. Die DFB-Elf erreichte das WM-Halbfinale und schied gegen Italiens Abwehrbollwerk 0:2 nach Verlängerung aus. Deutschland feierte bis zum Halbfinale. Wir feierten unser Team. Jeder war schwarz-rot-geil. Diese Wortschöpfung kreierte die größte Tageszeitung Deutschlands. Am Ende wurde Deutschland bei der Heim-WM Dritter. „Stuttgart ist viel schöner als Berlin“ skandierten die Fans im Gottlieb-Daimler-Stadion.
Die EURO 2008 sollte spielerische eine Enttäuschung werden. Deutschland duselt sich ins Finale gegen Spanien und verliert mit 0:1. Alle feiern Deutschland mit dem tollen Fußball. Obwohl der Fußball nicht toll war und Deutschland mit Ach und Krach die Vorrunde überstand. 2010 brach heran und damit die Fußball-WM. Und alle drehten durch. Die „Vierter Stern für Deutschland“ Kampagne wurde ins Leben gerufen, Hauptsache Euphorie erzeugen. Deutschland gewann furios gegen schwache Australier mit 4:0. Gegen Serbien bekam man die Grenzen aufgezeigt und verlor mit 0:1. Beim entscheidenden Gruppenspiel rettete Özil eine schwache DFB-Elf mit einem Hammerschuss ins Achtelfinale. Der Achtelfinal-Einzug wurde bundesweit gefeiert. Rauschend, laut und völlig überzogen. Und hier darf Grünwald einsetzen: wir leben im Plem-Plem-Land. Der Achtelfinal-Einzug wird gefeiert. Was ist daran bitteschön feierungswürdig? Deutschland Fußball-Großmacht, zumindest war sie das mal, feiert seinen Achtelfinal-Einzug. Von 1982 – 1996 kann man sagen, das Deutschland die Fußball-Macht schlechthin war. 1982 WM-Finale, 1986 WM-Finale, 1988 EM-Halbfinale, 1990 Weltmeister, 1996 Europameister. Deutschland war obenauf, keiner konnte an uns vorbei. Damals war das Achtelfinale nicht mal das Mindest-Ziel. Früher war für Deutschland das Halbfinale Mindest-Ziel. Das Achtelfinale wurde nicht gefeiert, es war halt überstanden und gut war es. Als würde das überragende Brasilien sich locker von Runde zu Runde spielen, so war das früher. Ja, früher. Völlig überbewertet, wird der Achtelfinal-Einzug. Auch der Sieg gegen England wurde rauschender den je gefeiert. Deutschland hat zwar England mit 4:1 geputzt, aber auch nicht mehr. Es war ein Spiel für  die Geschichtsbücher. Aber das ist noch lange kein Grund, sich bis oben hin volllaufen zu lassen. Wir sind „nur“ im Viertelfinale. Alle drehen durch in Deutschland. Es hängt mir sonst wo raus. Sachliche Analysen sind nicht gewünscht, man muss schwarz-rot-geil sein, sonst ist man ein Aufsässiger. Jetzt trifft Deutschland auf Argentinien. Sollte Deutschland ausscheiden, herrscht Trauer in Deutschland. Der Hälfte wird es egal sein, denn sie sind nur Party-Fans und keine richtigen Deutschland-Anhänger. Ich werde sagen: ich hatte Recht, Deutschland flieg Spätentens im Viertelfinale raus. Sollte Deutschland weiterkommen, sprich Halbfinale, werde ich wohl zugeben müssen, mit meiner Prognose Viertelfinal-Aus falsch gelegen zu haben. Nun ja, damit habe ich kein Problem. Ich will nicht wissen, was los ist, wenn Deutschland Weltmeister wird. Ach denken wir gar nicht soweit, denn wir leben im Plem-Plem-Land. 

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