Donnerstag, 14. Juli 2016

Die Rückschau zur EURO 2016: So schlecht war die EM 2016 nicht

Die UEFA EURO ist erst zu Ende gegangen und da wirft die EURO 2020 bereits wieder ihre Schatten voraus. Insbesondere die Erweiterung des Teilnehmerfelds wurde zuletzt stark kritisiert. Auch die Zusammensetzung der Achtelfinal-Partien geriet in starke Kritik.

Grund genug  dieses Thema genauer zu beleuchten. 24 statt 16 Teams. 54 Nationen spielten dabei die Plätze für die Europameisterschaft in Frankreich aus. Heißt weniger als die Hälfte der Teams konnten ein Ticket für die EM ziehen. Zwischen 1996 und 2012 durften 16 Teams an der EM teilnehmen. Das entsprach in etwa 30 % aller Teams, die an der Qualifikation teilnahmen.

Die EM war damals eine Veranstaltung, von einem erlesenen Teilnehmerkreis. Erstteilnehmer gab es seit der EURO 1996 in England nicht viele. 2000 hatten Jugoslawien, Norwegen und Slowenien, Premiere. 2004 nahm Lettland zum ersten Mal am Wettbewerb, Teil. 2008 feierte der Gastgeber, Österreich, Premiere und die Mannschaft aus Polen. 2012 war mit der Ukraine wieder ein Gastgeber, Premieren-Teilnehmer.

Der Teilnehmerkreis war also immer ein Kreis von Dauerteilnehmern. Beispielsweise Deutschland, Italien, Spanien oder Portugal. Die Russen gehören auch seit einigen Turnieren zu den Dauerteilnehmern. „Kleinere“ Nationen hatten dagegen oft das Nachsehen. Bei der Qualifikation zur EURO 2016 setzten sich schließlich Island, Österreich und Wales als Gruppensieger durch. Heißt sie wären auch beim 16er-Teilnehmerfeld bei der EURO mit dabei gewesen.

An die Neulinge hatte man sich gewöhnt. Doch während der EM begann eine Qualitätsfrage die Foren auf Facebook und auch in der Presse zu erfassen. Spiele mit wenigen Toren, teilweise langweiligen Spielanlagen bekam man vor dem Fernseher zu Sehen.

Insbesondere die nicht so technisch versierten und nicht mit Topstars gespickten Teams, agierten sehr defensiv. Sie versuchten dem überlegenen Gegner mit einer tiefstehenden Hintermannschaft, den Zahn zu ziehen. Und suchten schließlich ihr Glück im Konter. Das gelang. Nordirland, Irland, die Slowakei und Ungarn  fanden so ihren Weg ins Achtelfinale.

Doch neu ist die Art und Weise, Fußball zu spielen nicht. Es schlichtweg das Mittel der „Kleinen“ die „Großen“ zur Verzweiflung zu führen. Das ist nicht verwerflich. Auch wenn diese Spielweise, keine Offensivfeuerwerke nach sich zieht. Bis zum letzten Spieltag der Gruppenphase musste gewartet werden, als es richtig krachte. Gleich sechs Tore fielen beim Gruppenfinale in der Gruppe F bei Portugal – Ungarn (3:3). Ansonsten meistens das Gleiche. Offensive Mannschaften wurden von tiefstehenden Mannschaften in den Wahnsinn getrieben.

Überraschungen hielt die EURO dennoch parat. Aufopfernd kämpfende Albaner schafften es auf Platz drei, der unter Umständen zur Teilnahme für das Achtelfinale berechtigt. Und hier trat gleich das nächste Ärgernis dieser EM auf. Die Albaner mussten nämlich drei Tage im Quartier warten. Sie wussten eben nicht, sollen sie sich auf ein Achtelfinalspiel vorbereiten oder heimreisen. Am Ende hieß es Heimreise, weil sich die Slowakei, Portugal, Nordirland und Irland die Tickets sicherten. Die Segel streichen mussten dann schließlich Albanien und die Türkei. Und genau hier hagelte es Kritik. Am Modus. Nicht zwingend dass die besten Gruppendritten ins Achtelfinale kamen. Den gleichen Modus gab es auch bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1994 in den USA.

Und da war noch der Turnierbaum. Kritisiert wurde hier dass im „linken“ Turnierbaum sich die Schwergewichte mit Deutschland und Frankreich aufhielten. Und im rechten dagegen die vermeintlichen „Kleinen“ mit Polen, Wales ,der Schweiz und Island. Als Knaller gab es im Achtelfinale dann gleich mal die Neuauflage des Endspiels 2012. Der vierfache Weltmeister und Vize-Europameister kam weiter. Spanien schied aus. Und trotzdem war der Weg zum Beispiel für die Franzosen ins Halbfinale vermeintlich einfach. Die Franzosen mussten im Achtelfinale gegen Irland ran, im Viertelfinale wartete dann Island. Wobei auch hier es die Engländer hätten sein können. Deswegen relativiert sich hier meiner Meinung auch die Kritik. Denn als Gruppenerster, bekommt tendenziell eher den leichteren Gegner im Achtelfinale. Und wer am Ende den Titel haben möchte, der muss letztendlich gegen alle gewinnen.

Trotzdem würde eine „Setzung“ des Turnierbaums dem Turnier nicht schaden. Genügend Möglichkeiten gibt es auch. Und auch sowas, wie mit Albaniens Team, darf nicht mehr passieren. Dass man drei Tage im Quartier ausharrt und nicht weiß, wie es weiter geht. Auch hier muss sich die UEFA etwas einfallen lassen. Oder den Spielplan flexibler gestalten.

Trotzdem gab es auch viele tolle Geschichten bei dieser EURO. Irische Fans, die den Titel Europameister verdient gehabt hätten, mit ihrer tollen Stimmung und Unterstützung während des Turniers. Die Nordiren haben mit ihren „Will Griggs on fire“ einen neuen Superhit in die Welt getragen. Und die Spieler aus Island, eroberten die Herzen Europas mit ihrer kämpferischen Spielweise und einem leidenschaftlichen und lauten „Huh.“ Dagegen blamierten sich die Engländer, eins ums andere mal. Die Niederländer vermisste keiner. Sie bereiten sich schon mal auf die Mission WM-Titel 2018 vor.  Die Österreicher enttäuschten als Geheimfavorit kläglich. Und die Ungaren zogen überraschend ins Achtelfinale ein. Die Belgier bleiben eine goldene Generation, ohne Krönung und werden auch bereits heiß auf die WM 2018 blicken. Die Italiener zeigen nach 60 Jahren, endlich dass sie auch offensiv spielen können. Und das sogar sehr gut. Es gab viele Geschichten zu erzählen, nach den Titelwettkämpfen in Frankreich.

Und wie geht es jetzt weiter? Nach dieser EURO mit wenig spielerischen Glanzpunkten und doch kleinen und großen Überraschungen? Die Qualifikation zur EURO 2020 wird komplex. Es soll normale Qualifikationsgruppen geben und weitere Plätze werden über eine Nationenrunde vergeben werden. Das ist nicht die einzige Neuerung. Denn die EURO gastiert in 13 Ländern. Also eine richtige Europameisterschaft. Über den ganzen Kontinent verteilt. Jedes Land soll dabei, Heimspiele haben. Sofern sich das Land, den Zuschlag für Spiele erhalten hat. Das DFB-Team würde demnach in München seine Spiele austragen. Die Halbfinals und das Endspiel finden dann im Tempel, Wembley in London statt. Die Stimmung wird natürlich nicht so großartig, vergleichbar mit einer EURO in einem Land. Aber es wird dieses Mal ein „großes“ europäisches Turnier. Die ganz genaue Umsetzung will die UEFA erst im Dezember bekanntgeben. Man darf also nach wie vor gespannt sein, wie sich das die europäische Fußballunion das vorstellt.

Ob jetzt die UEFA komplett die Seele am Fußballsport veräußert hat. Darüber kann wie immer streiten. Die EURO 2024 wird dagegen wieder ein Turnier in einem Land sein. Zumindest wenn Deutschland den Zuschlag für eine EURO erhält. Die letzte trug Deutschland 1988 aus. Allerdings gibt es Konkurrenz aus Skandinavien. Norwegen, Finnland, Dänemark und Schweden planen eine Bewerbung.  Auch die Türkei probiert abermals einen Anlauf, für die Ausrichtung einer EURO.

Man darf gespannt sein, was da noch auf uns zukommt.